25. März 2024

Sorgt euch nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat seine eigene Plage.

Menschen machen Fehler. Kleinen und Großen, Gebildeten und denen geht es so, die noch manches zu lernen haben. Darüber kann ich mich ärgern. Muss ich das wirklich? Diese Karte im Lehrerzimmer der St. Franziskus-Grundschule ist mir aufgefallen.

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Ich finde: Es ist schon gewagt, was sich in der Bibel im Matthäusevangelium im 6. Kapitel bei Vers 34 lesen lässt. Weiß Jesus denn nicht, wie die Wirklichkeit aussieht? In der St. Franziskus Grundschule erleben wir das an jedem Schultag. Nicht nur dort: Auch, wenn es noch so schön ist: Jeder Tag hat seine eigene Plage.

Sorgt euch nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.
Jeder Tag hat seine eigene Plage.

Nicht erst in einer Zeit wie dieser sehnen sich Menschen nach einem sorgenfreien, problemlosen Leben. Ohne Plage. Danach, machen und schaffen zu dürfen, ohne dass jemand wieder ein Haar in der Suppe findet und etwas zu kritisieren hat. Mancher möchte nur in Frieden leben und merkt rasch, dass das nicht immer möglich ist. Eigene Grenzen und die anderer stehen dem entgegen. Auf diesem Hintergrund soll ich mich nicht sorgen?

Sorgt euch nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.
Jeder Tag hat seine eigene Plage.

Wer sorglos einfach so in den Tag hineinlebt, wird schnell merken, wie wichtig sogar Kleinigkeiten sein können. Wer aus welchem Grund auch immer vergisst, seinem Kind das Pausenbrot einzupacken, wird dafür keine Begeisterung ernten. Wer einen wichtigen Geburtstag oder den eigenen Hochzeitstag übersieht, macht sich dadurch keine Freude und keine Freunde. Diese willkürlich gewählten Beispiele lassen sich beliebig erweitern und ergänzen. Reicht das nicht aus, sich immer wieder und immer noch Sorgen zu machen?

Sorgt euch nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.
Jeder Tag hat seine eigene Plage.

Ich kann zwar aus einer Mücke einen Elefanten machen. Mit stundenlang meinen Kopf darüber zerbrechen, was ich möglicherweise unter Umständen vielleicht doch vergessen habe. Dass ich mit einem solchen Denken nicht auf einen grünen Zweig komme, ist mehr als wahrscheinlich. Stets die gute Balance zu finden zwischen dem, was zu erledigen ist und jenem, was nicht sofort gemacht werden muss, ist manchmal leichter gesagt als getan. Nicht nur im Schulalltag ist das so. Darüber und über vieles andere mehr kann ich mich den ganzen Tag ärgern. Über meine Unvollkommenheit beispielsweise. Darüber, dass ich trotz größtem Bemühen nicht alles und jedes immer und in jedem Fall perfekt schaffe. Ich bin aber nicht verpflichtet, mich zu ärgern. Denn anderen geht es ähnlich wie mir. Gelassenheit wäre in diesem Zusammenhang eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft. Darf ich denn nicht das eine oder andere mit Humor nehmen? Mein Unvermögen bremst mich manchmal aus. Ich bin nicht bei allem und jedem so begabt und fähig, dass andere staunend zu mir aufschauen. Niemand besitzt alle Fähigkeiten. Doch keiner ist leer ausgegangen, als Talente verteilt wurden. Das verbindet Lernende in der St. Franziskus-Grundschule, das Lehrpersonal, die Mitarbeitenden im Hort und alle anderen.

Sorgt euch nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.
Jeder Tag hat seine eigene Plage.

Gleichgültigkeit ist nicht mit Sorglosigkeit zu verwechseln. Wenn ich bereit bin, aus Fehlern zu lernen, schaffe ich etwas. Wenn ich nicht zehn Sachen gleichzeitig mache, mich dabei heillos verzettle und nichts fertigbekomme und tatsächlich erledigen kann, brauche ich mich nicht zu wundern: Andere, die mit mir gerechnet haben, werden unleidlich. Wenn und weil sie sich nicht auf mich verlassen können. Immer wieder reißt mir der Geduldsfaden, wenn ich an meine Grenzen komme. Aber muss ich alles allein machen? Darf ich nicht um Hilfe bitten? Kompetenzen anderen gelten lassen? Mich darüber freuen, dass und wenn wir miteinander etwas geschafft haben? Etwas, das mir allein so nicht gelungen wäre. Darüber kann ich mich ärgern. Oder dankbar sein für das Erreichte. Das Ergebnis zählt – nicht der Weg dorthin.

Sorgt euch nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.
Jeder Tag hat seine eigene Plage.

Das Osterfest ist für glaubende Menschen eines der bedeutendsten Feste während eines Jahres. Ein Wunder, das staunen lässt und seinesgleichen sucht, ist die Auferstehung Jesu von den Toten. Ob Christus am Karfreitag enttäuscht starb, weil er manche seiner Ziele nicht erreichte, weiß ich nicht. Ob Jesus sich darüber geärgert hat, dass auch er nicht perfekt in allem war, kann ich nicht sagen. Hat er aus Liebe für die Seinen sein Leben gegeben und sich wie ein Gewaltverbrecher kreuzigen lassen? Oder aus der echten Hoffnung heraus, dass die Zusage seines Vaters, ihn nach drei Tagen wieder lebendig zu machen, alles andere war als ein leeres Versprechen? Eines, das sogar über den Tod hinaus gilt. Nicht nur an Ostern. Darüber darf ich mich aus ganzem Herzen freuen und brauche mich nicht zu ärgern.

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger